frau-kunst-politik lud im Rahmen der Veranstaltungsreihe „„Adelante mujeres 2021“ Der Widerstand ist weiblich!“ zum internationalen Podium „Covid19-eine Krise der Frauen? Die Lösung ist weiblich. Und divers?“ mit toller Musik von Amélie Haidt in die Mohr-Villa in München ein. Mein Redebeitrag:
Adelante Mujeres! Der Widerstand ist weiblich!
Gleich zu Beginn will ich mal richtig Wasser in den Wein gießen.
Ich wäre schon froh, wenn die Gleichberechtigung weiblich wäre…wer kennt sie nicht die Sätze…?
Während der Lockdowns…und den vielen, vielen Videokonferenz-Sitzungen von den Kolleginnen: „Ich kann da und da nicht, weil ich home-schooling mit meinen Kindern machen muss.
Ich kann nur bis xy Uhr in der Sitzung bleiben, weil ich dann kochen muss usw…“?
Wo sind die Väter?
Oder – wie bei mir – Journalistinnen, die sehr gut ausgebildet sind und bestimmt nicht ganz schlecht verdienen…Sätze wie: „Jetzt bin ich das, was ich nie sein wollte und kümmere hauptsächlich um meine Kinder.“…
Corona ist wie ein Brennglas – wie bei so vielem….
Ich gehe sogar weiter – weg von der Gleichberechtigungsfrage:
Mit Corona haben wir gesehen, was der Gesellschaft der Politik wichtig ist – die Kinder und Jugendlichen sind es sicher nicht.
Audi und BMW waren nicht einen Tag zu – naja, evtl. dann mal, wenn was mit der Zulieferung nicht geklappt hat, aber ansonsten lief der Betrieb.
Bei Spielplätzen hat man im ersten Lockdown sogar noch diese weiß-roten Absperrbänder aufgehängt, damit auch ja kein Kind, das eventuell sehr beengt lebt – sich mal austoben kann.
Doch jetzt sage ich eines zum Thema „Widerstand“ –
Der Widerstand ist schwierig in diesen Zeiten, in den Krisenzeiten, wenn schon in den fetten Jahren nicht wirklich was voran geht – oder wenn dann nur in Trippelschritten und da müssen wir uns immer noch mal die Realität anschauen…
Das Absurde ist doch auch, dass man gerade in dieser Krise gesehen hat, wie wichtig die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen ist – die Pflege-, dann auch noch Bildungsarbeit, die Dienstleistungsarbeit.
Studie vom WZB „Die Corona-Krise trifft die Frauen doppelt“
Doppelt? ist es nicht mehrfach? Potenziert?
Jutta Allmendinger, die Soziologin schrieb im Mai, dass selbst im Wissenschaftsbetrieb es sehr auffällig war.
In dieser Phase des Lockdowns reichten Männer viel mehr Studien zur Veröffentlichung ein als früher – Frauen nicht.
Aber diese Veröffentlichungen sind in der Wissenschaft die Währungen, um weiter zu kommen.
Widerstand?
Übrigens der Artikel von Professorin Allmendinger war aus dem Mai, dem Mai 2020 – aber hat sich seitdem was geändert??!
Widerstand?
Nun denn: es muss ein Kampf her – und damit meine ich gern einen friedlichen, gern mit Männern zusammen
– und zwar endlich um grundlegende Reformen!
Es geht nicht anders!
Warum bleiben denn Frauen in der Krise eher zu Hause als Männer? – weil sie im Schnitt weniger verdienen.
Weil sie häufiger Teilzeit arbeiten, öfter einen Minijob haben, weil die typischen Frauenberufe schlechter bezahlt sind
– wenn technische Berufe wie ein „Flußaumeister“ besser eingestuft sind als die Berufe bei denen es um das Wichtigste geht, um die Arbeit am und für den Menschen: Um die Erziehung der Kinder, um die Pflege von Kranken und so weiter, dann ist was falsch, dann ist es falsch – schlichtweg. Aber wie oft haben wir das hier in diesen Kreisen schon besprochen? Und wie und wann ändert sich endlich was?
Wenn schon eine Krise wie Corona bzw. Krise der Corona-Maßnahmen da nichts bewirken kann?
Ok, mal ein warmer Applaus von den Balkonen und auch das Versprechen einer Prämie…aber es geht um eine grundsätzlich andere Bewertung dieser Berufe und das muss jetzt eingeleitet werden, damit es dann nach der Krise umgesetzt wird.
Aber vor allem: mein Lieblingsthema:
Warum bleiben Frauen leichter und eher zu Hause… das Ehegattensplitting.
Ein Relikt vergangener Zeiten und überfällig, dass es endlich abgeschafft wird. Es geht nicht an, dass ein Stück Papier – meinetwegen ist es auch ein Versprechen subventioniert wird – gedacht war ja, damals von den Vätern und Müttern des Grundgesetzes, dass es Kindern zu Gute kommt. Aber das ist heute nicht mehr so:
Immer mehr Ehen bleiben auch kinderlos (und profitieren auch vom Splitting) und immer mehr Kinder kommen außerhalb einer Ehe auf die Welt.
Liebe alle – es wird Zeit, dass sich was ändert!
Wir brauchen den Widerstand – doch gesehen habe ich keinen, ganz im Gegenteil.
Die Krise rund um die Krankheit und die Maßnahmen hat alles verschärft, alles, was vorher nicht im Lot war.
Die Krise hat uns um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückgeworfen – im Kampf um ein Leben voller gleicher Chancen – an der Stelle meine ich übrigens auch explizit Kinder aus bildungsfern(er)en Schichten…
Es wird lange brauchen bis hier die „Aufräumarbeiten“ erledigt sind, aber lasst es uns anpacken, hier in der Diskussion, aber auch an anderen Orten, bei der Arbeit, in den Großfamilien – in den Parteien.
Nicht müde werden, darüber zu diskutieren und dafür zu kämpfen, dass dies nicht mehr so passieren kann – weil die Prioritäten und vor allem die politischen Rahmenbedingungen andere sind. Also die, die es heute sind.
Gemeinsam müssen wir dafür kämpfen – dass die Chancen von Frauen endlich die gleichen sind. Dazu muss die Politik den Rahmen anders bestimmen / definieren.
Jetzt damit anfangen – damit die nächste Krise nicht die gleiche Chance hat, uns noch weiter zurückzuwerfen.
Dr. Corina Toledo die Organisatorin dieses Abends, die diese tollen Frauen zusammenbrachte initiierte in ihrem Dank an mich: „Vielen lieben Dank für deine wertvolle Unterstützung, deine Erfahrungen und inhaltliche Klarheit ist einfach unglaublich“.
Mehr zur Veranstaltung: https://frau-kunst-politik.de/projekte/adelante-mujeres-2021-der-widerstand-ist-weiblich/