Große Teilnahme am Fachgespräch zum Thema Autismus im Bayerischen Landtag

Erfolgreiches Fachgespräch zum Thema: Inklusion von Menschen mit Autismus in unsere heutige Gesellschaft

In Bayern sind nach neusten Erkenntnissen circa 120 000 Menschen aller Altersgruppen von Autismus betroffen.

Zwei Drittel der AutistenInnen sind Erwachsene. Viele von ihnen brauchen lebenslang unterstützende Dienste, doch sind diese leider nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Warum die Autismus-Strategie der bayerischen Staatsregierung bisher nicht ausreichend helfen konnte, darüber diskutierten Anfang Juni verschiedene Experten und über 50 Gäste auf meine Einladung hin bei einem Fachgespräch im Bayerischen Landtag.

 

Auf dem Podium saßen Dr. Schilbach vom Max-Planck-Institut, Frau Birke Opitz-Kittel, Vorstandsmitglied von Autismus Mittelfranken und selbst Autistin, sowie die Leiterin der Selbsthilfegruppe Rosenheim Katrin Hennig. Ihr war es wichtig gleich zu Anfang auf die Dringlichkeit hinzuweisen und bat die Politik sofort Maßnahmen einzuleiten für Betroffene, ihren Angehörigen und auch den Fachkräften. „Die Menschen vertragen keine jahrelange Wartezeit mehr.“

Aus wissenschaftlicher Sicht gab der Psychologe Tobias Schuwerk von der LMU zu bedenken, dass die bayerische Autismusstrategie nur erfolgreich sein kann, wenn sie für möglichst viele Menschen mit Autismus in Bayern den größtmöglichen Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebenssituation liefert.  Aber wie?

Die wichtigste Antwort auf diese Frage war, dass die Entscheidungsträger aus Politik die Betroffenen miteinbeziehen sollten. „Nur, wenn möglichst viele Menschen mit Autismus gefragt werden wie es ihnen geht und was sie brauchen, können sinnvolle Maßnahmen entwickelt werden.“ betonte Tobias Schuwerk.

Als Frau Opitz-Kittel von einer signifikant hohen Suizidrate bei Autisten sprach, wurde es still im Konferenz-Raum des Landtags. Nur 15% der Autisten sind im Arbeitsmarkt integrierte und vollwertige Mitglieder. Der Großteil arbeitet oft mit akademischen Doppelabschlüssen und hoher Intelligenz teils in Behindertenwerkstätten. In dieser Unterforderung und sozialer Isolation fühlen sich immer mehr Autisten abgrundtief verzweifelt. Statt diesen Menschen mit schnellen Therapie-Plätzen und kompetenten Therapeuten zu helfen, fühlen sich meist allein gelassen, so berichteten viele Diskussionsteilnehmer: „Endlich hört uns jemand zu.“ Ein Gefühl, auf das Autisten in Bayern lang warten mussten, denn zwischen den bayerischen Kompetenzzentren und den Betroffenen sei wenig Austausch.

Sehr zu meiner Freude, gab die Sozialministerin Schreyer am 21. Juni bekannt, dass die Staatsregierung ein neues Projekt zur Inklusion von Menschen mit Autismus starten wird. Aus unserer Sicht ein großer Erfolg für die Menschen mit Autismus und einen richtigen Schritt hin zu ihrer Inklusion in unsere moderne und bunte Gesellschaft.

Das Ziel des Fachgesprächs, nämlich, dass die Belange der Betroffenen Menschen von den Entscheidungsträgern gehört werden, ist somit erfolgreich erreicht worden: Autisten sind keine Bittsteller, sondern fähig, sich selbst zu vertreten. Es soll mit Ihnen gesprochen werden – und nicht über sie.

Deshalb verspreche ich mich weiterhin nachhaltig für die Interessen der Autisten und für deren gesamte Lebensspanne einzusetzen und zu kämpfen. Die paritätische Besetzung in Leitungspositionen von Autisten und Nicht-Autisten muss gewährleistet werden und Kompetenzzentren nicht nur mit Posten, sondern auch mit Inhalten aus Forschung und Praxis gefüllt werden.