Knapp 1 ½-Jahre nachdem David S. im Münchener Olympiaeinkaufszentrum neun Menschen erschoss, tötete der 21-jährige William Atchison an der High-School von Aztec zwei Studenten und danach sich selbst. Das Besondere an dem Fall: der glühende Verehrer von Adolf Hitler hatte Kontakt zu David S. Das belegen seine Chatkontakte auf der Spieleplattform „Steam“. Wie David S. hatte auch der US-Attentäter online nach einer Waffe gesucht. Das FBI hatte Atchisons Elternhaus daraufhin bereits 2016 durchsucht, aber keine Waffe gefunden. Hätten bayerische Ermittler ihre US-Kollegen nach dem Anschlag im OEZ auf die blutige Karriere seines deutsch-iranischen Chatpartners hingewiesen, vielleicht hätten sie nochmal bei ihm vorbeigeschaut. So aber konnte sich William Atchison eine Glock 9 besorgen und es dem Attentäter in München gleich tun. Das wirft ein neues Schlaglicht auf die Ermittlungen in Bayern. Denn offiziell will man vom rechtsextremen Hintergrund des OEZ-Täters nichts wissen. Ich habe deshalb eine Anfrage im bayerischen Landtag gestellt, um zu klären, ob wirklich alle Spuren ermittelt wurden und warum dann offenbar keine Meldung an die US-Behörden erfolgte. Der Fall David S. zeigt in meinen Augen exemplarisch, warum die Polizei scheitern muss, wenn sie sich in die Untiefen der Geheimdienste begibt, und dass eine Verharmlosung rechtsextremer Täter der falsche Weg ist. Der Politikwissenschaftler Florian Hartleb, der auch den Kontakt zwischen David S. und William Atchison entdeckt hat, ist sich mittlerweile sicher, dass im Internet rechte Täter ein loses Netzwerk knüpfen, sich gegenseitig in ihren kruden Ansichten bestätigen und einander als Vorbilder für eigene Taten dienen. Am 15. Mai berichtet das Magazin FAKT ausführlich über den Fall.